Wie halte ich eine gelungene Rede?

Der 60. Geburtstag des besten Freundes, die Hochzeit der Tochter oder die Verabschiedung eines Vorstandsmitgliedes – es gibt unzählige Situationen, in denen eine Rede erwartet wird. Doch die richtigen Worte zu finden ist oft gar nicht so leicht.

So unterschiedlich die Situationen sind, in denen eine Rede gehalten wird, so unterschiedlich sollten auch die Texte sein. Doch: Es gibt ein paar Grundregeln, die für alle Reden gelten. Unsere professionellen Redenschreiber haben die wichtigsten Tipps für Ihre Rede in diesem Artikel zusammengefasst.

Redeformen

Es gibt viele verschiedene Formen der mündlichen Rede. Dazu gehören auch die Moderation, die Diskussionsleitung sowie Referate und Vorträge. Auch in Gesprächen im Freundeskreis kann eine Sprachäußerung schon mal in einen Monolog ausarten, für den die Bezeichnung Rede verwendet werden könnte. In diesem Artikel widmen wir uns vorrangig Reden und Ansprachen im engeren Sinne, die wir wie folgt definieren:

Eine Rede im engeren Sinne ist ein mündlich vorgetragener Text bei privaten, öffentlichen oder beruflichen Ereignissen. Sie ist eine persönliche Darstellung, die oftmals Emotionen und subjektive Wertungen enthält (vgl. auch Duden 2004, S. 68).

Wichtige Aspekte

Wer eine Rede entwirft, sollte nicht direkt drauflos schreiben, sondern sich erst einmal über die Rahmenbedingungen Gedanken machen. Fragen, die ein Redner sich stellen sollte, sind:

  • Zielgruppe: Wer wird mit der Rede angesprochen?
  • Erweiterte Zielgruppe: Gibt es über den Angesprochenen hinaus ein Publikum, das berücksichtigt werden muss?
  • Anlass: Was ist der genaue Anlass für die Rede?
  • Redezeit: Wie lang sollte die Rede sein?
  • Ort und äußere Rahmenbedingungen: Wo wird die Rede vorgetragen?

Wer wird mit der Rede angesprochen

Die Rede ist ein Mittel der Kommunikation. Sie richtet sich stets an eine bestimmte Zielgruppe. Dazu gehören erst einmal der Angesprochene bzw. die Angesprochenen selbst. Beim 80. Geburtstag handelt es sich um den Jubilar, bei einer Hochzeit meist um das Brautpaar, bei der Weihnachtsfeier des Unternehmens um die Mitarbeiter.

Darüber hinaus gibt es aber häufig eine erweiterte Zielgruppe, die nicht aus den Augen gelassen werden sollte. Bei einem Geburtstag oder einer Hochzeit sind dies die Gäste, bei einer Unternehmensfeier können es beispielsweise die Partner der Mitarbeiter sein.

Viele Elemente der Rede richten sich nach der Zielgruppe: der Inhalt, die Wortwahl, die Länge. Das bedeutet: Bevor ein Redner sich an seinen Text setzt, muss er herausfinden, mit welchem Publikum er zu rechnen hat.

Der Inhalt nach der Zielgruppe

Bei einer persönlichen Rede dürfen Sie natürlich Anekdoten und Geschichten erzählen. Doch verlieren Sie dabei nie die Zielgruppe aus dem Blick. Bleiben wir beispielhaft beim runden Geburtstag eines Freundes. Der Angesprochene selbst wird schnell verstehen, worauf Sie mit einer bestimmten Anekdote hinaus möchten.

Die erweiterte Zielgruppe hingegen könnte Schwierigkeiten haben. Viele haben das Erlebte nicht geteilt oder davon womöglich nicht einmal gehört. Bemühen Sie sich daher, Rückblicke und gemeinsame Erlebnisse so darzustellen, dass jeder, der Ihre Rede hört, Ihnen folgen kann.

Die Wortwahl nach der Zielgruppe

Unter engen Freunden reden Sie anders als unter weitläufigen Bekannten. Und dort wiederum anders als im beruflichen Umfeld. Unsere Sprache passt sich im besten Fall dem jeweiligen Umfeld an. Das ist gut. Aber auch das muss beim Entwurf einer Rede beachtet werden. Die Sprache der Rede sollte der kleinste gemeinsame Nenner der Zuhörer sein. Wählen sie also im Zweifelsfall lieber eine offiziellere Sprache, auch wenn Sie mit dem Angesprochenen im Normalfall sehr salopp reden.

Die Länge nach der Zielgruppe

Der Duden gibt für eine Rede eine maximale Länge von 30 Minuten an (vgl. Duden 2004, S. 68). Beachten Sie auch hier unbedingt Ihre Zielgruppe. Ihr Freund hat sicherlich kein Problem, eine halbe Stunde mit Ihnen in alten Zeiten zu schwelgen. Seine Gäste aber könnten sich schnell langweilen.

Prüfen Sie im Einzelnen, welche Redezeit angemessen ist. Und halten Sie sich an den alten Spruch: Weniger ist mehr. Vielleicht versuchen Sie es einmal mit der 1-Minuten-Rede?

Die 1-Minuten-Rede

Die 1-Minuten-Rede darf auch ein bisschen länger sein. Die Bezeichnung aber verrät, worum es geht: In der Kürze der Zeit schnell auf den Punkt zu kommen. Die 1-Minuten-Rede ehrt den Angesprochenen, unterhält die Zuhörer und ist durch ihre Kürze weder belastend für den Redner noch für die Zuhörer (vgl. Duden 2004, S. 79 ff.).

Der Redner kann die 1-Minuten-Rede spontan dann einbringen, wenn es passt, zum Beispiel während die Gäste auf das Essen warten. Zudem benötigt er dafür in aller Regel kein Manuskript. Ein paar Stichpunkte auf einem Zettel genügen in der Regel.

Anlass und Ort berücksichtigen

Die Länge der Rede sollte natürlich nicht nur auf die Zielgruppe, sondern auch auf den Anlass ausgerichtet sein. Bedenken Sie besonders bei Feiern, dass eine lange Rede schnell den Zeitplan durcheinanderbringen kann. Am besten fragen Sie vorher nach, wie viel Zeit Sie für Ihre Worte zur Verfügung haben und wann die Rede in den Ablauf passt.

Die Wortwahl und der Inhalt sollten nicht nur der Zielgruppe, sondern auch dem Anlass angemessen sein. Besondere Vorsicht ist im privaten Kreis beispielsweise bei Trauerreden geboten. Ebenso sollten Sie im beruflichen Bereich etwa bei der Ankündigung von Entlassungen sensibel sein. Zudem empfehlen wir, stets den Ort zu berücksichtigen. Ein Beispiel: Auch wenn alles dafür spricht, dass Sie in Ihrer Rede eine ordinäre Sprache wählen. Überlegen Sie genau, ob das tatsächlich in eine Kirche passt.

Gliederung der Rede

Als optimale Struktur der Rede gilt wie in vielen Textarten die Gliederung in

  1. Einleitung,
  2. Hauptteil,
  3. Schluss.

Die Einleitung

Die einleitenden Worte einer Rede sind vergleichbar mit einem persönlichen Treffen: Der erste Eindruck ist entscheidend. Das Ziel: Sympathie beim Zuhörer erzeugen.

Die Einleitung gliedert sich in zwei wesentliche Teile (vgl. Duden 2004, S. 93):

  1. die Anrede der Zuhörer,
  2. die Einstimmung der Zuhörer.

Die Anrede der Zuhörer

Die Anrede der Zuhörer muss passen. Sie entscheidet darüber, ob die Zuhörer dem Redner gewogen sind oder nicht. Der Redner muss für die Wahl der richtigen Anrede die Beziehung zu den Angesprochenen bedenken. Redet er im Freundeskreis, kann er natürlich mit „liebe Freunde“ einsteigen. Bei offizielleren Anlässen empfiehlt sich oft die Anrede „sehr geehrte Damen und Herren“. Allerdings schafft der Redner damit eine gewisse Distanz zum Publikum.

Gut ist es daher, wenn er nach Gemeinsamkeiten mit diesem sucht. Oft gibt es eine, denn schließlich haben sich die Zuhörer ja alle zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Anlass versammelt. Daraus können dann individuellere Anreden abgeleitet werden wie: „liebe Kolleginnen und Kollegen“, „liebe Weinliebhaber“ oder „Feierwillige“.

Die Einstimmung der Zuhörer

Die Einleitung soll die Zuhörer wohlwollend stimmen, sie aber auch „gespannt und aufnahmebereit machen“ (so Duden 2004, S. 94). Natürlich gibt es dafür kein Patentrezept. Nachfolgend listen wir aber ein paar Anregungen auf, mit denen Ihnen die Aufmerksamkeit der Zuhörer in den meisten Fällen sicher ist:

  • Anekdote,
  • Zitat,
  • These,
  • Frage,
  • Widerspruch.

Der Hauptteil

Der Hauptteil muss vor allem sauber und nachvollziehbar gegliedert sein. Nur so können die Zuhörer dem Redner folgen. Vor dem Rede-Entwurf sollte sich der Redner daher deutlich machen, was er mit seiner Rede erreichen will.

Damit die Zuhörer der Rede bis zum Schluss folgen, ist ein roter Faden nötig. Von diesem sollte sich der Redner während des Sprechens nicht zu weit entfernen. Der Duden schreibt, ein guter Redner müsse in seiner Rede „Exkurse und Abschweifungen so in ihren Ablauf einbinden, dass der Zuhörer den Eindruck hat, als seien sie zwingende Teile des Ganzen“ (Duden 2004, S. 95).

Der rote Faden

Was aber kann der rote Faden sein? – So ziemlich alles. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen. Anlass ist eine Hochzeit, Redner der Brautvater. Einige mögliche Ideen für den roten Faden in diesem Fall sind:

  • der/die Angesprochene, die Angesprochenen (die Braut, das Brautpaar),
  • die Beziehung zwischen Redner und Angesprochener/Angesprochenem (Brautvater–Braut),
  • der Anlass (der Hochzeitstag),
  • ein passendes Thema (die Ehe, die Zukunft).

Damit sind die Möglichkeiten für den roten Faden noch nicht ausgeschöpft. Es kann auch etwas Sprachliches, etwa rhetorische Stilmittel oder Zitate, als roter Faden dienen. Ebenso können eine Anekdote oder Parabel absatzweise in den Text eingearbeitet und damit zum roten Faden werden.

Der Schlussteil

Ebenso wichtig wie die einleitenden Worte der Rede sind auch die letzten. Schließlich sind es diese, die am meisten nachhallen. Deshalb sollten die Schlussworte sorgfältig gewählt werden. Der Duden schreibt:

„Im Schlussteil kommt es darauf an, mit einprägsamen Formulierungen das Redeziel noch einmal in komprimierter, verdichteter und intensivierter, gesteigerter Form darzulegen und damit auch eine bestimmte Stimmung, bestimmte Gefühle bei den Zuhörern zu erzeugen.“ (Duden 2004, S. 96)

Zudem nennt der Duden einige Möglichkeiten, eine Rede abzuschließen:

  • eine Aufforderung zum Handeln,
  • eine Zusammenfassung des Vorgetragenen,
  • ein ausgewähltes Zitat, in dem der Kern der Rede zugespitzt ausgedrückt wird.

Natürlich kann auch der rote Faden den Abschluss bilden. Diente beispielsweise eine Anekdote als roter Faden, kann nun ihr letzter Teil angeführt werden.

Quellen

Das Cover des Duden-Ratgebers.Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Reden gut und richtig halten! Ratgeber für wirkungsvolles und modernes Reden. 3., neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Mannheim 2004.
Zur Buchbeschreibung des Verlags >>



zuletzt aktualisiert: 09.05.2018

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