Das literarische Exposé – Schlüssel zur Buchveröffentlichung
Wer heute die Idee zu einem literarischen Werk hat und später über den klassischen Verlagsweg veröffentlichen möchte, kommt um die Erstellung eines Exposés (auch Exposee geschrieben) nicht herum. Darin werden Grundidee und Handlung der Geschichte kurz skizziert.
Das Exposé ist gewissermaßen die Inhaltsübersicht Ihres Romans, Ihrer Erzählung, Ihrer Biografie oder Ihres Gedichtbandes. Es unterstützt Verlage oder Literaturagenturen bei der Auswahl zukünftiger Buchtitel aus der Rubrik Fiction. Finden Idee und Herangehensweise Anklang, kann der Autor mit einem Vertrag für das Buch rechnen.
Daher ist es wichtig, das Exposé besonders sorgfältig und gewissenhaft zu erstellen. Im modernen Verlagswesen übernimmt das Konzept des Buches eine ähnliche Schlüsselfunktion wie der Lebenslauf bei der Bewerbung um einen Job. Wir fassen die wichtigsten Tipps dazu zusammen.
Wichtig: Etwaige Verlags- oder Agenturvorgaben haben Priorität vor den hier gegebenen allgemeinen Empfehlungen. Beachten Sie also immer die Vorgaben zur Einreichung von Manuskripten Ihres zukünftigen Verlags, bevor Sie Ihr Exposé dort einschicken.
Inhaltsverzeichnis
Klicken Sie auf eine der folgenden Zwischenüberschriften, um mehr zum jeweiligen Thema zu erfahren:
- Warum ein Exposé schreiben? >>
- Zuerst das Buch und dann das Exposé – oder umgekehrt? >>
- Kriterien der Verlage für den Erfolg eines Buches >>
- Das gehört in ein Exposé >>
- Aufbau und Gliederung >>
- Informativer Stil >>
- Rechtschreibung und Grammatik >>
- Das äußere Erscheinungsbild >>
- Anschreiben >>
- Ein Fazit >>
- Online-Anleitungen und weiterführende Bücher >>
- Frage stellen oder Kommentar hinterlassen >>
Warum ein Exposé schreiben?
Auf der Suche nach neuen Autoren lesen Lektoren eines Verlags oder beauftragte Agenturen keine Manuskripte. Das wäre zu zeitaufwendig. Denn ob ein Buch insgesamt gut oder schlecht ist, entscheidet sich selten auf den ersten Seiten. Eine aussagekräftige Übersicht, die alle wichtigen Aspekte Ihrer Idee beinhaltet, gibt den Entscheidern dagegen einen guten Überblick.
Vielleicht erscheint es Ihnen schwierig, Ihre vielschichtige Erzählung in Kurzform zusammenzufassen. Schließlich stellen Handlungsabläufe und Spannungsmomente das Salz in der Suppe dar, das jede Geschichte erst anziehend macht. Doch es kommt nicht auf jedes Detail an.
Tipp: Sollte das Manuskript bereits fertig sein, senden Sie dennoch nie den kompletten Text. In den Augen eines Verlagslektors ist eine fertige Buchvorlage ein starres Werk, bei dem der Autor ungern Veränderungen akzeptiert. Ein Textauszug von etwa 30 Normseiten, der Aufschluss über den Schreibstil gibt, ist ausreichend. Eine Normseite entspricht 30 Zeilen zu je 60 Zeichen. Mehr über die Normseite erfahren >>
Zuerst das Buch und dann das Exposé – oder umgekehrt?
Viele unerfahrene Schreiber beginnen sofort mit ihrem Werk selbst. Sie lassen sich von der ersten Idee mitreißen und schreiben, wie es Ihnen in die Feder fließt. So kann man durchaus zu einem Bestseller kommen – zumindest zu inspirierten Textpassagen, die Ihnen Spaß machen und Sie auf neue Ideen bringen.
Professionelle Autoren nehmen aber oft den umgekehrten Weg: Sie starten mit einem Grundkonzept für sich selbst, schreiben vielleicht auch schon das eine oder andere Probekapitel und machen dann direkt weiter mit dem Exposé für den Verlag. Erst wenn sie das Okay des Verlags haben – also einen unterschriebenen Vertrag –, arbeiten die Profis weiter an dem Manuskript.
Beide Reihenfolgen haben Vor- und Nachteile. Möglicherweise wird der Verlag Vorgaben machen oder Änderungen am Konzept wünschen. Ein Autor sieht das nicht gern, aber gerade unerfahrene Autoren profitieren von kompetenten Ratschlägen. Und: Wenn Sie das Konzept im Voraus erstellen, wird es Ihnen später beim Schreiben helfen, den roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren.
Vor allem aber können Sie im Falle einer Absage nochmals überlegen, ob Ihre Biografie wirklich so spannend ist, dass Sie sie auch ohne Unterstützung eines Verlags verfassen wollen. In Zeiten des Internets und des Selfpublishings ist eine Verlagsabsage noch kein Beinbruch. Autoren können heute so leicht und so günstig wie noch nie selbst publizieren. Aber die Entscheidung dazu sollte bewusst getroffen werden. Dabei helfen Verlagsverhandlungen anhand eines Exposés.
Kriterien der Verlage für den Erfolg eines Buches
Der Erfolg eines Buches wird vielfach bereits über das Exposé ermittelt. Daher sollte das Konzept die Idee der Geschichte überzeugend darstellen. Es muss in der Lage sein, den Lektor neugierig zu machen. Aufbau und Formulierungen sollten klar sein, logisch und gerne auch unterhaltend.
Dabei wird berücksichtigt, ob Thema und Stil in das allgemeine Verlagsprogramm passen. Ist die Handlung (der Plot) spannend, lesenswert und lebendig? Ausschlaggebend ist am Ende das Vorhandensein einer Zielgruppe für das Buch. Ohne Zielgruppe, die der Verlag ansprechen kann, hat das Buch für den Verlag keinen Marktwert und wird nicht gedruckt.
Tipp: Definieren Sie daher im Exposé unbedingt die potenziellen Leser Ihres Werkes. Ist es ein reiner Frauenroman? Enthält Ihr Buch zeitkritische Betrachtungen? Richtet es sich an ein Fachpublikum?
Das gehört in ein Exposé
Wie beim Manuskript beginnen Sie mit dem Buchtitel. Es folgt das Genre, beispielsweise: „Belletristik, zeitgenössischer Gesellschaftsroman“. Eine möglichst genaue Angabe des Umfangs sollten Sie einfügen und, falls bereits bekannt, die Anzahl der Kapitel.
Ein weiterer Absatz beschreibt den Schauplatz und die Zeit, in der die Handlung spielt. Handelt es sich um eine Gedicht- oder Erzählsammlung, empfiehlt es sich, eingehender auf die Hauptthemen, Motive und Stilelemente einzugehen.
Vorgestellt werden die Haupt- und Nebenfiguren der Geschichte(n) und ihre Beziehung zueinander. Bei einer Biografie benennen Sie Zeit- und Personenzeugen. Verwenden Sie jedoch nicht mehr als zwei bis drei Sätze pro Person.
Ihr Exposé sollte zwei Inhaltsangaben der Handlung enthalten:
- Die kurze Zusammenfassung beschreibt in zirka zehn kurzen Sätzen die Rahmenhandlung. Der Umfang entspricht etwa dem eines Umschlag- oder Klappentextes.
- Die ausführlichere Inhaltsbeschreibung gibt weitere Details preis und zeigt dem Prüfer, welche Wendungen das Geschehen nimmt. Dieser Text sollte nicht länger als ein bis zwei Seiten sein. Er bietet zudem bereits Hinweise auf den Schreibstil.
Die unterschiedlichen Inhaltsangaben geben dem Lektor die Möglichkeit, auszuwählen und sich je nach Zeitrahmen mehr oder weniger intensiv mit dem Exposé zu beschäftigen. Eine kurze Vita des Autors oder der Autorin sowie Adresse und Erreichbarkeitszeiten runden Ihren Buchvorschlag ab.
Tipp: Leseproben gehören nicht in das Exposé. Diese würden seinen Rahmen sprengen und sollten separat zur Verfügung gestellt werden. Gegebenenfalls können Sie auch eine elektronische Vorschau als PDF zum Download anbieten oder einen Datenträger beilegen.
Aufbau und Gliederung
Ein gutes Exposé sollte übersichtlich gestaltet sein, damit sich der Lektor einen schnellen Überblick verschaffen kann. Es umfasst normalerweise nicht mehr als fünf Seiten, idealerweise nur zwei oder drei.
Die erste Seite des Buchvorschlags könnte nur aus einem motivlosen Deckblatt mit der Beschriftung „Exposé“ sowie Angabe von Titel und Autor bestehen. Außerdem sind folgende Orientierungsangaben hilfreich:
- Name des Autors,
- Titel,
- Umfang,
- Genre,
- Zielgruppe,
- Schauplatz/Schauplätze,
- Handlungszeit.
Die Kontaktdaten des Einreichers können klein in einer Ecke untergebracht werden.
Auf der zweiten Seite bietet sich die Darstellung der Fakten an: die Kurzportraits der Romanfiguren oder der biografischen Personen sowie deren Motivation und im Folgenden die beiden Inhaltsangaben (Kurzfassung von wenigen Sätzen und eine ausführlichere Fassung).
Ergänzen Sie noch die Informationen über den Autor – sich selbst. Vorteilhaft ist es, wenn Ihre Biografie einen Bezug zum Text aufweist. Zwischenüberschriften und Aufzählungszeichen lockern Fließtexte auf.
Tipp: Ihr Exposé in Englisch? Wenn Sie das Buchkonzept an einen international tätigen Verlag senden wollen, empfiehlt sich eine zweisprachige Ausfertigung in Deutsch und Englisch.
Sachlich und informativ bleiben
Das Exposé ist ein Werbetext für Verlage, folglich vor allem eine Informationsübersicht. Es ist keine literarische Romannacherzählung in Kurzform und kein längerer Klappentext. Es geht nicht darum, Spannung aufzubauen, sondern den Trick des Spannungsaufbaus im Roman eher sachlich darzulegen.
Die Sprache sollte nicht werbend oder wertend sein („witzige Szene mit Goethe“). Stattdessen sollten Sie sachlich schildern, was passiert. Beispiel: „Die Szene ist eine satirische Hommage an Johann Wolfgang von Goethe, sie ist in faustischen Knittelversen geschrieben und kulminiert darin, dass Goethe von dem Pudel des Protagonisten gebissen wird.“
Der Leser des Exposés darf nicht im Unklaren gelassen werden, sondern er muss nüchtern über alle wesentlichen „Fakten“ des Romans informiert werden. Die Romanhandlung muss also vollständig, mit allen wichtigen Wendepunkten und dem Ergebnis, geschildert werden. Auch die Auflösung gehört in ein Exposé – etwa der Name des Mörders bei einem Krimi.
Rechtschreibung und Grammatik sind wichtige Faktoren
Das Exposé ist Ihr Aushängeschild als Autor. Bevor Sie es an einen Verlag senden, sollten Sie es eingehend auf Rechtschreibung und Grammatik überprüfen oder überprüfen lassen. Ebenso wie in einer Bewerbung hinterlassen Schreibfehler in Ihrem Buchkonzept einen negativen Eindruck.
Ein privates Korrektorat aus dem Familien- oder Freundeskreis ist bereits sehr hilfreich. Noch effektiver ist ein professionelles Lektorat. Beim späteren Manuskript sind Rechtschreib- und Grammatikfehler (in Maßen) hingegen nicht so tragisch, da das Werk ohnehin bei seriösen Verlagen im verlagseigenen Lektorat geprüft wird.
Tipp: Erwägen Sie dennoch, das fertige Manuskript vor Abgabe an den Verlag von ein bis zwei Personen aus Ihrem privaten Umfeld oder einem Profi lesen zu lassen. Auf diese Weise erhalten Sie wertvolle Hinweise, wie der Inhalt ankommt, und können auch noch Verbesserungen vornehmen.
Das äußere Erscheinungsbild nicht vergessen
Nicht nur die Formulierungen im Exposé sollten ansprechend sein, auch auf die äußere Form kommt es an. Wenn Sie viel mitzuteilen haben, empfiehlt es sich unter Umständen, eine Seite mehr einzuplanen, damit sich der Text besser verteilt. Hilfreich ist eine Orientierung an der Normseite: 30 Zeilen zu je 60 Zeichen.
Achten Sie auf eine einheitliche Schriftgröße bei den Fließtexten und verwenden Sie nicht mehr als zwei unterschiedliche Schriftarten. Eine übersichtliche Gliederung macht das Lesen leichter. Seitenzahlen helfen dabei, den Überblick zu behalten.
Tipp: Geben Sie keine Loseblattsammlung ab. Ihr Exposé sollte zumindest geheftet sein. Für einen besseren Eindruck sorgt eine Mappe, in welche die einzelnen Seiten eingeschoben, geklemmt oder per Ringheftung untergebracht sind.
Das Begleitschreiben
Für das Begleitschreiben gelten die Tipps für das Schreiben von E-Mails und Bewerbungen. Je kürzer und pointierter, desto besser. Im Regelfall reicht höchstens eine DIN-A4-Seite.
Je persönlicher Sie den Adressaten ansprechen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Antwort. Finden Sie den Namen des zuständigen Lektors heraus. Oder zumindest die zuständige Abteilung.
Recherchieren Sie das Verlagsprogramm. Bennen Sie die Rubrik des von Ihnen angeschriebenen Verlags, in die Ihr Manuskript Ihrer Meinung nach am besten passt.
Welche Gründe sprechen sonst dafür, dass der Verlag ausgerechnet Ihr Buchprojekt realisieren sollte? Vielleicht haben Sie Ideen für Marketingmaßnahmen. Sind Sie ausgebildete Schauspielerin und können besonders gut Autorenlesungen machen? Veranstalten Sie vielbesuchte Seminare, bei denen Sie zusätzlich die Werbetrommel rühren könnten?
Vielleicht haben Sie auch Kontakte zu Influencern, Buchhandlungen, Medien oder sind Mitglied in einer Autorenvereinigung. Oder Sie kennen den Buchmarkt so gut, dass Sie Ihren Titel pointiert von allen anderen ähnlichen Veröffentlichungen abgrenzen können (Alleinstellungsmerkmal). All das kommt in Kurzform ins Anschreiben. Frei erfundenes Beispiel:
Sehr geehrte Frau ...,
gern möchte ich meinen Liebesroman „Herzverleih“ für Ihre Reihe „Herzleid“ in der Rubrik „Liebesromane für Männer“ vorschlagen.
Ich habe selbst alle Romane Ihrer Reihe meinen Kumpels im Motorradklub „Blockbusters“ vorgelesen. Mein Roman „Herzverleih“ basiert auf den zahlreichen Erlebnissen während der Biketouren mit den Jungs in Sachsen und Umgebung. Das ist der erste und bisher einzige Liebesroman, der von Bikern handelt.
Ich hänge das Exposé zum Roman sowie eine Leseprobe von 20 Seiten aus dem Kapitel „Liebestankstelle“ an.
Für die Rücksendung der Unterlagen im Falle Ihrer Ablehnung lege ich zudem einen frankierten Briefumschlag bei.
Mit freundlichen Grüßen
...
Tipp: Verwenden Sie jeden Ausdruck nur einmal. Einmal verschickte und zurückgesandte Unterlagen tragen meist Gebrauchsspuren, die beim neuen Empfänger einen unguten Eindruck hinterlassen. Daher könnte der letzte Satz auch lauten: „Eine Rücksendung der Unterlagen ist nicht nötig.“
Ein Fazit
Auch wenn Sie noch so sehr von der Wirkung Ihres Manuskripts überzeugt sind, kümmern Sie sich intensiv um das Exposé. Für Verlage ist in erster Linie das Exposé von Bedeutung – besonders wenn Sie noch ein unbekannter Autor sind. Erarbeiten Sie das Konzept Ihres literarischen Werkes daher mit der größtmöglichen Sorgfalt. Denn das Exposé ist der erste Schritt zur erfolgreichen Buchveröffentlichung.
Tipp: Um Ihnen die Arbeit zu erleichtern, bieten wir Ihnen unsere Unterstützung an, bei der Texterstellung, beim Korrekturlesen oder beim Layout. Darüber hinaus übersetzen wir Ihr Exposé in andere Sprachen. Sprechen Sie uns gerne an!
Online-Anleitungen und weiterführende Bücher
Weiterführende Tipps und Anleitungen zum Schreiben eines literarischen Exposés finden Sie unter anderem in folgenden Online-Artikeln:
- Napolitano, Diana (05.02.2016): Ihr Exposé in 9 Schritten, URL: https://blog.tolino-media.de/2016/02/ihr-expose-in-9-schritten/ (aufgerufen am 14.05.2018).
- Bühnemann, Annika (03.12.2014): Wie schreibt man ein Exposé? URL: https://www.vomschreibenleben.de/expose/ (aufgerufen am 14.05.2018).
Und wenn Sie lieber klassisch blättern möchten, empfehlen wir Ihnen diese Ratgeber für Ihr Exposé und Ihre Buchveröffentlichung:
- Borgmann, Gabriele (2014): Vom Exposé zum Bucherfolg. Ein Schreib- und PR-Leitfaden für engagierte Autoren. Wiesbaden.
- Englert, Sylvia (2016): Autoren-Handbuch. Erfolgreiche Verlagssuche. Der Weg zum Buch mit Selfpublishing, Autoren-Karriere durch Selfmarketing. 8. Auflage, Berlin.
- Hille, André (2016): Titel, Pitch und Exposé für Romane. Fischderhude.
- Schikorsky, Isa (20018): Aus dem Lektorat 1 und 2. 100 Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen. Books on Demand, Norderstedt.
15.05.2018, zuletzt aktualisiert am 17.03.2021
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Kommentar von Christina |
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Kommentar von nandor takats |
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