Michelle Szellas stellt die Autobiografie des wohl bekanntesten und erfolgreichsten US-Rockmusikers vor.

Michelle Szellas im Büro von Lektorat Unker in Hamburg. Vermutlich ist sie ein Bruce-Springsteen-Fan. Und Fan-Artikel-Sammlerin. Das Foto wurde am 07.08.2025 aufgenommen.

Vom Arbeiterkind …

Bekannt ist er für Songs, die den amerikanischen Arbeiteralltag thematisieren und von Folk und Blues inspiriert sind: „Born to Run“, „Dancing in the Dark“ oder das oft falsch interpretierte Lied „Born in the USA“.

In seiner Autobiographie geht es um seine musikalischen (Miss-)Erfolge und auch viel um seine Familie und Kindheit. Der aus New Jersey stammende Springsteen beschreibt seine Jugend und Kindheit, die geprägt ist von finanzieller Unsicherheit und dem cholerischen, oft betrunkenen Vater, aber auch von seiner warmherzigen und fürsorglichen Mutter.

Als kleines Kind ist Bruce aktiv und aufgeschlossen. Mit seinem Schuleintritt ändert sich dies, er hat Probleme in der Schule und zieht sich sehr zurück. Eindrücklich beschreibt er sich selber als Außenseiter, der immer dazugehören will, es aber nie wirklich schafft.

Seine Herkunft als Arbeiterkind und die damit zusammenhängenden Zukunftsperspektiven empfindet er als bedrückend. Das Leben seiner Eltern sieht er als eine Sackgasse an, in der er selbst auf gar keinen Fall enden will.

… zum Weltstar

Durch Bob Dylan, die „Rolling Stones“ und die „Beatles“ entdeckt er seine Liebe zur Musik. Ab seinem vierzehnten Lebensjahr spielt er Gitarre . Mit Musik schafft es der Teenager, dem erdrückenden Alltag zu entfliehen.

Es wäre müßig, jetzt alle Alben Springsteens und seinen musikalischen Werdegang nachzuzeichnen. Auf jeden Fall wird beim Lesen seine Biografie deutlich, dass die Motive der working class, der Isolation und der Einsamkeit sich durch sein gesamtes Schaffen ziehen.

Die Protagonisten seiner Songs sind ganz normale Leute, die straucheln, die verbittern und scheitern. Springsteen schafft es in vielen Liedern, ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft zu zeichnen und Missstände aufzuzeigen, denen viele Menschen in ihrem Alltag begegnen.

Berührende Live-Auftritte

Besonders zu erwähnen sind natürlich die Live-Shows von Bruce Springsteen. Obwohl er mittlerweile Mitte siebzig ist, sind seine Shows voller Energie und Leidenschaft.

Ich bisher das Glück, den „Boss“ drei Mal live gesehen zu haben. Obwohl ich im Alltag selten seine Musik höre, bin ich jedes Mal von seiner Live-Performance hellauf begeistert und berührt. Seine Auftritte gehen häufig drei bis vier Stunden lang und jede Minute ist ein Highlight.

Für mich ist es auch jedes Mal wieder beeindruckend, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung er seine Band-Mitglieder einzeln vorstellt. Bei der Verabschiedung nimmt er jeden einzelnen in den Arm und wechselt mit ihnen einige warme Worte zum aktuellen Auftritt (so sieht es zumindest für mich als Zuschauer aus).

Begleitet wird Bruce Springsteen bei seinen Auftritten von der „E Street Band“, mit deren Mitgliedern ihn zum Teil jahrzehntelange Freundschaft verbindet. Der auch als Schauspieler tätige Gitarrist Steven van Zandt beispielsweise spielt schon seit 1971 zusammen mit dem Boss.

Moment mal, der Boss? Der Spitzname entsteht bereits Mitte der 1970er Jahre, als er persönlich seine Band bar auszahlt und darüber hinaus die Gage immer so aufteilt, dass jeder Beteiligte einen gleichen Anteil erhält – auch er selbst als Frontmann.

Lohnt sich die Lektüre?

Für mich ist es zum einen interessant, den Werdegang eines der wichtigsten lebenden Musiker nachzuverfolgen. Zum anderen ist es auch die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist: Springsteens Sprache ist auf den Punkt, direkt und verschleiert nichts.

Ähnlich wie bei der Biografie Dave Grohls habe ich beim Lesen das Gefühl, die Liebe für die Menschen in Springsteens Leben zu spüren, die Dankbarkeit für seine Freunde, seine Familie und nicht zuletzt für die Musik.

Des Öfteren muss ich mir beim Lesen die Tränen aus den Augen wischen oder aufgeregt meinen Vater anrufen, um mit ihm über einige Passagen zu sprechen.

Apropos mein Vater: Dieser hofft immer noch, dass Bruce Springsteen ihn eines Tages auf die Bühne holt, um mit ihm zu „Dancing in the Dark“ zu tanzen.

Im Video zu „Dancing in the Dark“ tanzt der Boss übrigens mit Courteney Cox, die kurz danach mit der Serie „Friends“ ihren Durchbruch feiert und deren Tanz in der Serie des Öfteren aufs Korn genommen wird.

Wer weiß, schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt!

Die Songs

Das Buch

  • Springsteen, Bruce: Born to Run (Originaltitel: Born to Run). Übersetzt aus dem Englischen von Teja Schwaner und Alexander Wagner. Heyne, 2018.

Michelle Szellas
03.04.2025, aktualisiert am 08.08.2025

Fotografin: Janina Stenzel

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