Michelle Szellas stellt die Autobiografie des wohl bekanntesten und erfolgreichsten US-Rockmusikers vor.
Vom Arbeiterkind …
Bekannt ist er für Songs, die den amerikanischen Arbeiteralltag thematisieren und von Folk und Blues inspiriert sind: „Born to Run“ (https://www.youtube.com/watch?v=IxuThNgl3YA&list=RDIxuThNgl3YA&start_radio=1), „Dancing in the Dark“ (https://www.youtube.com/watch?v=129kuDCQtHs&list=RD129kuDCQtHs&start_radio=1) oder der oft falsch interpretierte „Born in the USA“ (https://www.youtube.com/watch?v=EPhWR4d3FJQ&list=RDEPhWR4d3FJQ&start_radio=1).
In seiner Autobiographie geht es natürlich auch um seine musikalischen (Miss-)Erfolge, aber auch viel um seine Familie und Kindheit. Der aus New Jersey stammende Springsteen beschreibt seine Jugend und Kindheit, die geprägt ist von finanzieller Unsicherheit und dem cholerischen, oft betrunkenen Vater, aber auch von seiner warmherzigen und fürsorglichen Mutter.
Als kleines Kind ist er aktiv und aufgeschlossen. Mit seinem Schuleintritt ändert sich dies, er hat Probleme in der Schule und zieht sich sehr zurück. Eindrücklich beschreibt er sich selber als Außenseiter, der immer dazugehören will, es aber nie wirklich tut.
Seine Herkunft als Arbeiterkind und die damit zusammenhängenden Zukunftsperspektiven empfindet er als bedrückend und sieht das Leben seiner Eltern als eine Sackgasse, in der er nicht enden will.
… zum Weltstar
Durch die Rolling Stones und die Beatles entdeckt er seine Liebe zur Musik, ab seinem 14. Lebensjahr spielt er Gitarre und schafft es, durch die Musik dem erdrückenden Alltag zu entfliehen.
Es wäre jetzt müßig, all seine Alben und seinen musikalischen Werdegang nachzuzeichnen. Auf jeden Fall wird sehr deutlich, dass die Motive der working class, der Isolation und der Einsamkeit sich durch sein gesamtes Schaffen ziehen.
Die Protagonisten seiner Songs sind ganz normale Leute, die straucheln, die verbittern und scheitern. Springsteen schafft es in vielen Liedern, ein Porträt der amerikanischen Gesellschaft zu zeichnen und Missstände aufzuzeigen, denen viele Menschen in ihrem Alltag begegnen.
Berührende Live-Auftritte
Besonders zu erwähnen sind natürlich noch seine Live-Shows. Obwohl Springsteen mittlerweile Mitte 70 ist, sind seine Shows voller Energie und Leidenschaft.
Ich hatte bisher das Glück, den Boss zwei Mal live zu sehen. Obwohl ich im Alltag selten seine Musik höre, war ich jedes Mal von seiner Live-Performance hellauf begeistert und berührt. Seine Auftritte gehen häufig drei bis vier Stunden lang und jede Minute ist ein Highlight.
Für mich ist es auch jedes Mal wieder beeindruckend, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung er seine Band-Mitglieder einzeln vorstellt. Bei der Verabschiedung nimmt er jeden einzelnen in den Arm und wechselt mit ihnen einige warme Worte zum aktuellen Auftritt (so scheint es zumindest als Zuschauer).
Begleitet wird Bruce Springsteen bei seinen Auftritten von der „E Street Band“, mit deren Mitgliedern ihn zum Teil jahrzehntelange Freundschaft verbindet. Der auch als Schauspieler tätige Gitarrist Steven van Zandt beispielsweise spielt schon seit 1971 zusammen mit dem Boss.
Moment mal, der Boss? Der Spitzname entsteht bereits Mitte der 1970er Jahre, als er persönlich seine Band bar auszahlt und darüber hinaus die Gage immer so aufteilt, dass jeder Beteiligte einen gleichen Anteil erhält – auch er selbst als Frontmann.
Lohnt sich die Lektüre?
Für mich ist es zum einen interessant, den Werdegang eines der wichtigsten lebenden Musiker nachzuverfolgen. Zum anderen ist auch die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist, ein Highlight. Seine Sprache ist auf den Punkt, direkt und verschleiert nichts.
Ähnlich wie bei der Dave Grohls Biografie habe ich beim Lesen das Gefühl, die Liebe für die Menschen in Springsteens Leben zu spüren, die Dankbarkeit für seine Freunde, seine Familie und nicht zuletzt für die Musik.
Des Öfteren muss ich mir Tränen aus den Augen wischen oder aufgeregt meinen Vater anrufen, um mit ihm über einige Passagen zu sprechen.
Apropos mein Vater: Dieser hofft immer noch (im Juni haben wir erneut die Chance), dass Bruce Springsteen ihn eines Tages auf die Bühne holt, um mit ihm zu „Dancing in the Dark“ zu tanzen.
Im Video (https://www.youtube.com/watch?v=129kuDCQtHs&list=RD129kuDCQtHs&start_radio=1) zu „Dancing in the Dark“ tanzt der Boss übrigens mit Courteney Cox, die nicht nur kurz danach mit der Serie „Friends“ ihren Durchbruch feiert, sondern deren Tanz in der Serie des Öfteren aufs Korn genommen wird.
Wer weiß, schließlich stirbt die Hoffnung zuletzt!
Das Buch
- Springsteen, Bruce: Born to Run (Originaltitel: Born to Run). Übersetzt aus dem Englischen von Teja Schwaner und Alexander Wagner. Heyne, 2018.
Michelle Szellas
03.04.2025, aktualisiert am 08.04.2025
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