Rockgeschichten, fiktiv und historisch, kombiniert mit makaberem Humor – das muss man lesen, meint unsere Rezensentin Michelle Szellas zum Roman „Samuel Hieronymus Hellborn. Memoiren eines Rockstar-Mörders“ von Hollow Skai.

Ein Mörder, der es gut meint?

Der fiktive Charakter Samuel Hieronymus Hellborn ist überzeugt davon, den Rockstars zu helfen, indem er sie ermordet. Denn wer will noch mit siebzig auf einer Bühne stehen und „I can’t get no satisfaction“ singen?

In unterhaltsamer und satirischer Weise berichtet Samuel Hellborn von seinen Begegnungen mit den Stars und auch, wie sie zu ihrem Erfolg gekommen sind – und das sogar wahrheitsgemäß. Manchmal hilft er bei ihrem Tod nach, da er das Gefühl hat, dass sie sonst einen noch schlimmeren Tod sterben würden. Allerdings tötet er einige Menschen aus niederen Beweggründen wie Habgier oder auch Eifersucht.

Hellborn berichtet auch, wie er jedes Mal den Verdacht von sich abwenden kann, beweist, dass er auch dafür wieder über Leichen geht und zeigt immer wieder auf, was genau der Tod des Musikers für eine Auswirkung auf dessen Karriere hat.
Verbunden werden all die verschiedenen Geschichte über Stars mit dem schillernden und abwechslungsreichen Leben von Samuel Hellborn, der einiges erlebt, in Kriegen kämpft, sich verliebt – unter anderem sehr unglücklich in Debbie Harry –, als Musikmanager arbeitet und weiteren haarsträubenden Tätigkeiten nachgeht. Hellborn beendet nicht nur Karrieren, manchmal hilft er ihnen überhaupt erst auf die Sprünge – beispielsweise, indem er dem Ableben von Kurt Cobain auf die Sprünge hilft und somit den Mythos „Nirvana“ unsterblich macht.

Er ist kein besonders sympathischer Protagonist, benutzt sehr oft das N-Wort, ist häufig zynisch und egoistisch. Er ist ein großer Fan von Musik und von neuen Musikern, deren Ableben ihn nicht immer freudig stimmt. Es werden mehrere Mythen der Musikerwelt in Hellborns Leben verwoben (beispielsweise die Theorie, dass Paul McCartney bereits tot sei) und auf amüsante Weise geschildert, wie Hellborn Einfluss auf die Verbreitung der Theorien nimmt, sie subtil weiter verbreitet und ausschmückt.

Ein unterhaltsamer Mix aus Fakten und Musikgeschichte

Mich unterhält das Buch gut. An einigen Stellen muss ich laut auflachen. Der Humor ist zwar des Öfteren bissig und düster, aber genau das gefällt mir. Da ich über einige der Künstler, die im Buch auf die eine oder andere Weise behandelt werden, häufig nur Halbwissen besitze, habe ich Spaß daran, im Nachgang herauszufinden, was stimmt und was nicht.

Die Fakten werden hier sehr gut mit der Fiktion vermischt, sodass man manchmal nicht mehr weiß, was wahr oder erfunden ist. Der Stil von Hellborn (oder eher der von Hollow Skai) ist derbe, manchmal vulgär. Das passt aber gut zum unsympathischen Protagonisten und verleiht ihm noch mehr Profil.

Der Autor

Der deutsche Autor Hollow Skai (bürgerlich Holger Poscich) arbeitete bereits als Kulturredakteur für den Stern und ist bis heute als freiberuflicher Journalist und Lektor in Hamburg tätig. Seine Bücher umfassen Werke über „Die Toten Hosen“, Rio Reiser, Dadaismus in der Musik sowie Jim Morrison oder die Neue Deutsche Welle.

  • Skai, Hollow: Samuel Hieronymus Hellborn. Memoiren eines Rockstar-Mörders. Fuego, 2015.

Michelle Szellas
23.06.2025

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