Die Liste versammelt sprachliche Raritäten im Deutschen aller Art: einzelne Wörter und Ausdrücke.
Vertreten sind ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit und ohne thematischen Schwerpunkt veraltete, veralternde, seltene und einfach besonders schöne und außergewöhnliche Formulierungen.
Die Liste wird laufend erweitert. Wiederholte Besuche lohnen sich unbedingt.
Am Ende in der Kommentar-Rubrik hast du die Möglichkeit, eigene Vorschläge zu machen. Bitte gib auch die Quelle und die Bedeutung des Ausdrucks an.
Evgenij Unker
18.10.2025
Ausdruck | Bedeutung | Beispiel | Kommentar |
---|---|---|---|
Bering, der (Betonung auf der zweiten Silbe) | Umkreis | im Bering | veraltet |
erpegeln | ermitteln, ermessen, ersehen | „An eurem Lachen ist wie bei keinem andern eurer Geräusche zu erpegeln, wie aus der Art geschlagen ihr seid.“ (Handke, Peter: Untertagblues, 2003; 6. Szene) | Bedeutung aus dem Kontext erschlossen. |
gang und gäbe (als attributives und flektiertes Adjektiv gebraucht) | verbreitet | 1. „Es kann sich frei an das Alltägliche knüpfen, es kann zu gang und gäben Worten der Umgangssprache [...] greifen [...].“ (Klemperer, Victor: LTI. Notizbuch eines Philologen. 24. Aufl. Reclam, Ditzingen 2010 (Erstveröffentlichung 1947); Kap. XXXIII, S. 272) 2. „Einige Verdeutschungen gang und gäber Fremdwörter sind beliebt: [...]“ (ebenda, Kap. XXXV, S. 282) |
Als standardsprachlich gilt der prädikative, unflektierte Gebrauch im feststehenden Ausdruck: gang und gäbe sein. |
(nicht) sauber überm Nierenstück sein | (kein) reines Gewissen haben, (k)eine reine Weste haben | „Die Kellnerin fuhr mit rotem Kopf in die Höhe, Armin blickte böse zu dem einsamen Gast hinüber, Studer gab den Blick zurück, der Bursche hielt ihn nicht lange aus, Studer nickte unmerklich. Innerlich formulierte er seine Beobachtung: »Nicht ganz sauber überm Nierenstück.«“ (Glauser, Friedrich Charles: Wachtmeister Studer, 1934/1935. URL: https://www.projekt-gutenberg.org/glauser/studer/chap06.html) (Zugriff am 18.10.2025) | schweizerisch |
puckeln, sich abpuckeln | (sich) anstrengen, sich abmühen | „[...] und du puckelst dich mit deinen Sünden ab.“ (Rühmkorf, Peter: Schon ab vierzig; in: Außer der Liebe nichts. Liebesgedichte. Rowohlt, Reinbek 1986) | |
Schnarcher, der | Aufschneider, Prahler | „Da mich mein Vater heimbrachte, befand er, daß ich in Grund verderbt wäre; ich war kein ehrbarer Domine worden, als er wohl gehofft hatte, sondern ein Disputierer und Schnarcher, der sich einbildete, er verstehe trefflich viel!“ (von Grimmelshausen, Hans Jakob Christoph: Der Abenteuerliche Simplicissimus Teutsch, 1669; URL: https://www.projekt-gutenberg.org/grimmels/simpl/simpl420.html) (Zugriff am 18.10.2025) | veraltet |
unvorgreiflich (Präposition mit Genitiv) | ohne einer Sache vorgreifen zu wollen | „Unvorgreiflich einer solchen Festlegung bleibt zu konstatieren, dass […].“ (Hildermeier, Manfred: Geschichte der Sowjetunion 1917–1991. Entstehung und Niedergang des ersten sozialistischen Staates. 3. Aufl. C.H.Beck, München 2022. S. 871) | Neologismus des Autors? Duden online kennt nur ein gleichlautendes veraltetes Adjektiv mit der Bedeutung „ohne einem anderen vorgreifen zu wollen“. Analog dazu verzeichnet Duden online das Adjektiv vorgreiflich in der Bedeutung „vorgreifend“ (Zugriff jeweils am 18.10.2025). |
Hinterlasse einen Kommentar
Hast du Fragen oder Vorschläge für diese Liste? Schreibe uns dazu bitte einen Kommentar, gern mit Beispielen und Quellenangabe. Dein Beitrag erscheint nach der Prüfung durch einen Moderator.
Wenn dir die Liste sprachlicher Raritäten gefällt, verlinke sie bitte auf deiner Website oder teile den Link in Social Media. Danke!