In dieser Folge unserer Rezensionsreihe teilt Michelle Szellas ihre Eindrücke vom Debütroman des schottischen Autors John Niven: „Music from Big Pink“.

Das Musikbusiness mit allem, was dazugehört

Der Roman ist benannt nach dem Debütalbum der Band „The Band“, die sich als Begleitband von Bob Dylan einen Namen machte. Die Geschichte wird aus der Sicht des fiktiven Drogendealers Greg Keltner erzählt. Er lebt zunächst eher schlecht als recht in New York, zieht dann zu seinem Kumpel nach Woodstock, kommt hier in Kontakt mit der Band und wird darauf ihr Stammdealer.

Obwohl der Roman fiktiv ist, versteht er es, einen in die Zeit von Woodstock zu versetzen und ein realistisches Bild zu vermitteln – so realistisch, dass der Gitarrist und Hauptsongwriter von „The Band“, Robbie Robertson, sich die Frage stellt, ob John Niven selbst dabei gewesen sei.

Aber worum geht’s denn nun eigentlich? Na klar, um das Musikbusiness, um Drogen, um die Musik an sich und den Rock’n’Roll-Lifestyle mit Alkohol, Groupies und allem, was dazugehört – inklusive Gefängnisaufenthalten. John Nivens schonungslose Darstellung auch weniger schöner Seiten des Business hat mich dazu gebracht, das Buch gierig zu verschlingen.

Die Sprache ist etwas derber, aber gerade das hat es für mich authentisch gemacht. Ich habe mich nie eingehender mit Bob Dylan beschäftigt (vielleicht ändert sich das durch das neue Biopic „Like a Complete Unknown“ mit Timothée Chalamet), aber trotzdem hat mich das Buch fasziniert und ich fand es sehr spannend, den Weg von „The Band“ und Bob Dylan nachzuvollziehen. Bob Dylan selbst tritt sehr selten in Erscheinung und wenn doch, erstarren alle vor lauter Ehrfurcht vor dessen Genie – ich persönlich finde das absolut nachvollziehbar.

Der Autor

John Niven selbst kommt aus dem Musikbusiness. Er arbeitete als A&R-Manager für eine Plattenfirma. Nach eigener Aussage war es einer seiner größten Coups, „Coldplay“ nicht zu signen – mit der Begründung, dass sie „Radiohead“ für Trottel seien.

Ein weiterer Fakt, auf den Niven sehr stolz ist: Der gerade wieder ins Amt gekommene US-Präsident Donald Trump blockiert ihn bei Twitter. Mutmaßlich hat Nivens Buch „Die F*ck-It-Liste“ dazu geführt, in dem Donald Trump nicht besonders gut wegkommt.

Auf seinen Lesetouren wird John Niven im deutschsprachigen Raum meist von Thorsten Nagelschmidt begleitet.

Die Musik

Wer sich das Album anhören möchte, nach dem dieses Buch benannt ist, kann es hier tun: https://www.youtube.com/watch?v=RMqJ2V6zOd0&list=PLEvr99j7ruPwC5VgxJBdWD7l3bILNPqOp

Das Buch

  • Niven, John: Music from Big Pink (Original Titel: Music from Big Pink). Aus dem Englischen übersetzt von Stephan Glietsch. Heyne, 2012.

Weitere Bücher von John Niven

  • „Coma“
  • „Gott bewahre“
  • „Kill your Friends“
  • „Kill ’em all“
  • „Oh Brother“
  • „Das Gebot der Rache“
  • „Straight White Male“
  • „Old School“
  • „Alte Freunde“
  • „Die F*ck-It-Liste“

Außerdem ist John Niven Drehbuchautor.

Michelle Szellas
22.03.2025, aktualisiert am 08.04.2025

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