Wie Sie den richtigen Lektor finden

Immer mehr Privatpersonen und Unternehmen entdecken für sich die Vorteile eines professionellen Lektorats. Aber wie findet man den passenden Lektor bzw. die passende Lektoratsfirma? Worauf muss man achten, wie vorgehen?

Empfohlener Ablauf zur Lektorenwahl oder der Wahl Ihres Textdienstleisters.
Die Übersicht zeigt den idealtypischen Ablauf der Wahl Ihres Lektors, Übersetzers oder Texters. Über die Details informiert dieser Artikel.

Wir geben 15 Tipps zu Wahl und Umgang mit einem Lektor.

  1. Machen Sie sich klar, welche Art der Textoptimierung Sie wünschen. Geht es bei Ihnen um eine bloße Rechtschreibprüfung oder brauchen Sie eine stilistische Überarbeitung? Sollen die Silbentrennung und die Formatierung des Textes gecheckt werden? Um welche Textart handelt es sich?

  2. Sammeln Sie möglichst viele Infos. Fragen Sie Bekannte, Kommilitonen und Kollegen nach ihren Erfahrungen. Recherchieren Sie aber zusätzlich noch selbst. Je genauer Sie wissen, was Sie wünschen, desto präziser können Sie etwa mit Hilfe von Suchmaschinen Ihre Recherche gestalten.

  3. Suchen Sie nach unterschiedlichen Begriffen und Synonymen. Für die Begriffe „Korrekturlesen“, „Korrektorat“, „Rechtschreibung“, „Textkorrektur“ erhalten Sie ganz unterschiedliche Suchergebnisse, obwohl Sie wahrscheinlich dasselbe meinen: eine Korrektur der Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik.

    Suchen Sie auch nach Oberbegriffen. Wenn Ihr Werbekatalog ein Lektorat benötigt, können Sie etwa nach „Werbelektorat“ suchen; ist die Korrektur einer Masterarbeit an der Tagesordnung, kommen Sie mit den Begriffen „Fachlektorat“ und „Wissenschaftslektorat“ weiter.

    Es spricht nichts dagegen, probeweise einfach nach „Lektorat“ zu suchen, auch wenn Sie etwa eine spezielle Schlussredaktion für Ihr Fachbuch brauchen. Die meisten Lektoren bieten auf Nachfrage viel mehr als Suchmaschinen über sie an exponierter Stelle in den Suchergebnissen preisgeben.

    Letztes Beispiel: Wenn Sie sichergehen und Ihre Arbeit gegen Plagiatsvorwürfe so weit wie möglich absichern wollen, helfen Ihnen gleich drei Suchbegriffe weiter: „Plagiatsprüfung“, „Plagiatskontrolle“, „Plagiatcheck“, die dann auch noch wie so oft im Deutschen in ihrer Schreibweise modifiziert werden können: „Plagiat-Prüfung“, „Plagiat-Kontrolle", „Plagiat-Check“.

  4. Vergleichen Sie die Preise. Holen Sie sich von mehreren Lektoren einen Kostenvoranschlag ein. Fragen Sie genau nach, was im Preis inbegriffen ist. Kostenpflichtige Beratungsgespräche und Zuschläge für Wochenendarbeit können einen scheinbar günstigen Seitenpreis zunichtemachen.

  5. Fragen oder lesen Sie ganz genau nach, wie die jeweiligen Leistungen definiert werden und was sie einschließen. Manche Lektoren bezeichnen eine bloße Rechtschreibprüfung schon als „Lektorat“. Natürlich hat es im ersten Moment den Anschein, als sei das Angebot preiswerter.

  6. Lassen Sie sich durch vermeintliche Rabattaktionen – etwa für Studenten – nicht täuschen. Rechnen Sie genau nach. Häufig fahren Sie mit derartigen Rabatten finanziell schlechter als bei Anbietern mit transparenteren Preisen.

  7. Berücksichtigen Sie als Privatkunde bei Ihrer Kalkulation auch die Umsatzsteuer: Bei vielen Anbietern kommt sie zum eigentlichen Honorar noch hinzu. (Dies steht meist in einer kleingedruckten Fußnote unter der Preisliste.) Aber: aufpassen. Manche Lektoren sind ohne Umsatzsteuer teurer als andere mit.

  8. Auch wenn dies für einen Außenstehenden häufig schwer ist: Versuchen Sie die Seriosität eines Anbieters einzuschätzen. Verspricht er mehr als überhaupt leistbar ist? Ist seine Referenzenliste glaubwürdig, seine Selbstpräsentation vertrauenserweckend? Die Referenz- und Geschwindigkeitsangaben mancher Lektoren lassen übermenschliche Kräfte vermuten. Denken Sie vor allem daran, dass „schnell und viel“ – auch wenn es stimmt – selten gut ist.

  9. Seien Sie vorsichtig mit Probelektoraten. Natürlich kann ein Probelektorat Ihnen einen Eindruck darüber verschaffen, wie Ihr Text in bearbeiteter Form aussehen könnte. Aber es ist keine Garantie dafür, dass er tatsächlich so aussehen wird. Schließlich ist ein Probelektorat – zumal ein kostenloses – vor allem eine Werbemaßnahme.

  10. Sparen Sie nicht am falschen Ende. Und: sparen Sie. Gute Textarbeit ist sehr zeitaufwendig und hat daher ihren Preis. Für manche Privatkunden, etwa für viele Studenten, bedeutet dies, dass sie im Vorfeld für ein Lektorat Geld zurücklegen müssen – wie für ein Handy oder ein neues Fernsehgerät. Erfragen Sie die Zahlungsoptionen – und auch die Rücktrittsoptionen.

  11. Kontaktieren Sie den gewünschten Lektor rechtzeitig, damit er Ihren Auftrag einplanen kann. Geben Sie im Vorfeld alle wichtigen Informationen zu Ihren Bearbeitungswünschen und dem Text. Um welche Textart geht es (Dissertation, Roman, Flyer)? Wie lang ist der Text (Zeichenanzahl, inklusive Leerzeichen)? Welche Art von Bearbeitung und in welcher Form wünschen Sie sie (elektronisch im Word- oder PDF-Format oder handschriftlich)? Was wäre Ihr gewünschter Fertigstellungstermin und – wenn Ihr Text noch in Arbeit ist – wann werden Sie ihn dem Lektor voraussichtlich zukommen lassen?

  12. Nach erledigter Arbeit kontrollieren Sie den überarbeiteten Text ganz genau. Scheuen Sie sich nicht, ihrem Lektor Fragen zu stellen, wenn Ihnen eine Korrektur oder Anmerkung unklar ist. Letztendlich sind Sie für Ihren Text allein verantwortlich. Lektoren geben nur Korrekturvorschläge und Verbesserungstipps.

  13. Nicht selten werden Sie durch die Anmerkungen des Lektors zu Ergänzungen oder Umformulierungen inspiriert. Planen Sie schon im Voraus unbedingt genug Zeit für diese Nacharbeit im Anschluss an das Lektorat ein. Achten Sie unbedingt darauf, dass bei Ihrer Umarbeitung keine neuen Fehler in den Text gelangen. Im schlimmsten Fall kann es passieren, dass der von Ihnen nach dem Lektorat überarbeitete Text erneut einer Korrektur unterzogen werden muss. Wenn Sie so etwas schon im Voraus ahnen, sprechen Sie mit Ihrem Lektor darüber, ob er nicht auch diese Endkorrektur noch übernehmen kann. Bestimmt können Sie auf diese Weise gleich ein günstigeres Gesamtpaket vereinbaren.

  14. Geben Sie ihrem Lektor Feedback. Sagen Sie, was Ihnen gefallen hat und was nicht. Ihr Lektor wird sich darüber freuen – und kann eventuell sogar daraus etwas lernen. Möglicherweise werden Sie selbst noch auf seine Dienste zurückkommen. Dann wird er sich auf Ihre Bedürfnisse in Zukunft noch besser einstellen können.

  15. Empfehlen Sie Ihren Lektor weiter, wenn Sie zufrieden sind. Sie bedanken sich damit nicht nur bei ihm in besonderer Weise, sondern helfen durch die Weiterempfehlung auch Ihren Bekannten und Kollegen.

Evgenij Unker

27.04.2012, zuletzt aktualisiert: 20.11.2018

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