Michelle Szelles führt in die neunbändige Urban-Fantasy-Reihe „Die Chronik des Eisernen Druiden“ von Kevin Hearne ein. Los geht es mit dem ersten Band: „Gehetzt“.
Ein ungewöhnlicher Ladenbesitzer und ein Putschversuch der Götter
Der Ire Atticus O’Sullivan (eigentlich Siodhachan Ó Suileabháin) betreibt in Arizona einen Laden mit allerlei Okkultem und Heilkräutern. Was keiner seiner Kunden ahnt: Er ist der letzte überlebende Druide und bereits über zweitausend Jahre alt. Das sieht man ihm nicht an, denn er wirkt eher wie jemand, der Mitte zwanzig ist.
Atticus versteckt sich in Arizona vor der Feen- und Götterwelt und vor allem vor seinem Erzfeind Aenghus Ógh, dem keltischen Gott der Liebe, mit dem ihm eine jahrhundertelange Feindschaft verbindet. Aenghus Ógh bezichtigt Atticus des Diebstahls eines seiner Schwerter - und liegt damit auch richtig. Bisher klappt das auch alles ganz gut: Er schafft es lange, unter dem magischen Radar zu bleiben und ein relativ entspanntes Leben mit seinem Wolfshund Oberon zu führen. Seine Anwälte sind ein Werwolf (für Tagesgeschäfte) und ein Vampir (für Nachtgeschäfte). Beide haben gute Verbindungen zu anderen nützlichen magischen Kreaturen wie Ghule für die Tatortreinigung.
Natürlich bleibt das Leben von Atticus nicht so beschaulich. Unter den irischen Göttern kommt es zu einem Putschversuch, denn unter ihnen gibt es einige Unstimmigkeiten über die Machtverteilung und Atticus wird involviert. Das führt dazu, dass er sich wieder Aenghus Ógh entgegenstellen muss, denn dieser bekommt mit, dass Atticus noch lebt und auch, wo er sich niedergelassen hat.
Im ersten Buch der insgesamt neunteiligen Reihe verbündet sich Atticus unter anderem mit Hexen, die ihm sein Leben erschweren und wiederum magische Aufmerksamkeit auf ihn lenken.
Im Laufe der gesamten Reihe kommen alle möglichen magischen und mystischen Wesen vor sowie diverse Gottheiten aus der nordischen, irischen, griechischen oder römischen Mythologie. Auch Jesus Christus und seine Mutter Maria treten auf.
Die vorrangige Aufgabe von Druiden in diesem Universum ist der Erhalt und die Wiederherstellung der Erde. Das bringt Atticus häufig dazu, seine Pläne zu ändern, da er beispielsweise als Druide kein Leben nehmen darf – was natürlich im Eifer der Gefechte trotzdem passiert.
Was auch passiert: Atticus muss seinen Tod vortäuschen. Er verliebt sich, bekommt einen Lehrling und versucht weiterhin, seine Lieben zu schützen. Eigentlich möchte er aber nur zurück in sein ruhiges Leben ohne ständige Kämpfe.
Rasante Story
Abgesehen vom interessanten World-Building, in welchem auch immer wieder deutlich gemacht wird, wie sich die magischen Wesen vor den normalen Menschen verstecken, gefallen mir die gut geschriebenen Action-Szenen – und davon gibt es eine Menge. Tod, Blut und Verstümmelungen sind Bestandteil jedes Buches. Die Kämpfe zwischen unterschiedlichen Wesen und magischen Strömungen werden anschaulich und packend geschildert.
Darüber hinaus enthält die Reihe eine Menge Humor, was nicht zuletzt an der sarkastischen Art von Atticus liegt und an seinem Wolfshund Oberon, mit dem sich Atticus via Gedanken unterhalten kann. Oberons Gedanken drehen sich meistens um Würstchen und hübsche Pudeldamen. Er lernt begierig alles über berühmte Hunde und Anführer, deren Persönlichkeit er dann immer für einige Tage annimmt.
Mir gefallen auch die Anspielungen auf andere Fantasy-Werke, beispielsweise als Atticus auf Neil Gaiman trifft. Die rasante Erzählweise dieser Urban Fantasy lässt mich einige Male durch die Seiten fliegen, immer begierig darauf zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht, welche Gestalten noch auftauchen und wie es mit den mir ans Herz gewachsenen Personen weitergeht.
Verrat, Freundschaft und Liebe sind wichtige Bestandteile der Reihe. Die persönlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren werden gut beschrieben und sind nachvollziehbar. Wer auf der Suche nach einer Fantasyreihe mit gut gezeichneten Charakteren, spannenden Storyverläufen und Ausflügen in die unterschiedlichsten Kulturen und Religionen ist, wird hier auf jeden Fall nicht enttäuscht.
Der Autor
Der amerikanische Fantasy-Autor Kevin Hearne hat zur Reihe des Eisernen Druiden noch eine Spin-Off-Reihe zu dessen Lehrmeister Fintan geschrieben („Fintans Sage“), die mich aber nach dem ersten Band nicht überzeugen konnte und die ich deshalb nicht weiter verfolgt habe. Außerdem gibt es noch ein eigenes Buch aus der Sicht des Wolfhundes Oberon („Oberons blutige Fälle - Der Hund des Eisernen Druiden“), das ich noch nicht gelesen habe, mir aber davon verspreche, dass es mehr dem Stil der Hauptreihe entspricht. Darüber hinaus gibt es noch „Die Chronik des Siegelmagiers“, das zwar im gleichen Universum spielt, aber den Fokus auf einen Magier, der mit allen Arten von magischer Tinte kraftvolle Zaubersprüche herstellen kann - und das Problem hat, dass ihm all seine Lehrlinge auf seltsame Weise wegsterben. Diese Reihe habe ich gelesen und sie entspricht sowohl vom Witz und Skurrilität sowie von der Erzählgeschwindigkeit der Reihe rund um den Druiden und ist deshalb ebenso eine klare Empfehlung.
Das Buch
- Hearne, Kevin: Die Chronik des Eisernen Druiden – Gehetzt. Übersetzt von: Alexander Wagner und Friedrich Mader. Klett-Cotta, 2013.
Weitere Bände der Reihe
- Verhext. Klett-Cotta, 2014.
- Gehämmert. Klett-Cotta, 2015.
- Getrickst. Klett-Cotta, 2016.
- Erwischt. Klett-Cotta, 2016.
- Gejagt. Klett-Cotta, 2017.
- Erschüttert. Klett-Cotta, 2017.
- Aufgespießt. Klett-Cotta, 2018.
- Zerschmettert. Klett-Cotta, 2019.
Michelle Szellas
03.07.2025, aktualisiert am 08.07.2025
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