Dave Grohl ist ehemaliger Schlagzeuger von „Nirvana“, kurzzeitiger Schlagzeuger von „Queens of the Stone Age“, Mitglied der Super-Group „Them Crooked Vultures“ und Frontmann von den „Foo Fighters“. In seiner Autobiographie gibt er einen tiefen Einblick in sein Leben und in seine Seelenwelt. Eine Rezension von Michelle Szellas.
Große Liebe für Freunde ...
Ich war nie großer Fan von „Nirvana“, aber ich liebe die „Foo Fighters“. Als mein Vater das Buch geschenkt bekommt, melde ich mich sofort dafür an, es nach ihm lesen zu dürfen. Er berichtet mir, schon während er es liest, begeistert davon und so bin ich sehr gespannt, als ich es endlich in den Fingern halte.
Tatsächlich weiß ich vor der Lektüre gar nicht so viel über Dave Grohl, abgesehen von seinen musikalischen Erfolgen. Deshalb ist es für mich umso spannender, von seiner Kindheit, seinem musikalischen Werdegang und seinen Eindrücken und Gedanken dazu zu lesen.
Besonders berühren mich die Stellen über seine Familie, über Kurt Cobain, aber auch über den Foo Fighters Schlagzeuger Taylor Hawkins (der zum Zeitpunkt des Erscheinens noch am Leben war). Ich habe das Gefühl, die Liebe, die Dave Grohl für alle diese Personen empfindet, genauso spüren zu können.
Als er seine Reaktion auf den Tod von Kurt Cobain beschreibt, fühlt es sich für mich an, als hätte auch ich einen engen Freund verloren. Eindrücklich schildert er seine Trauer und seine Hilflosigkeit angesichts des frühen Todes seines besten Freundes und auch, wie er es schafft, damit umzugehen und sich auch wieder der Musik zu widmen.
... und für die Familie
Viel Platz in diesem Buch widmet der Musiker seiner Familie, insbesondere seinen Töchtern. Er beschreibt beispielsweise, wie er seine Tochter Violet eines Tages an seinem Schlagzeug sieht, mit gekrümmten Rücken und insgesamt einer schlechten Schlagzeuger-Haltung, die ihn sehr an „Tier“ von den „Muppets“ erinnert. Mit väterlichem Stolz betrachtet er seine Tochter, bis ihm auffällt, dass auch er immer genauso am Schlagzeug sitzt (Schlagzeugunterricht hatte er nur wenige Stunden lang, da ihn die Struktur langweilte und er sich lieber selber Rhythmen ausdachte). Diese Szene bleibt mir besonders im Kopf, weil sie so eindrücklich und schön beschrieben ist, dass selbst ich als kinderlose Person eine Art elterlichen Stolz und Liebe verspüre. Apropos „Tier“: Ende 2015 spielte Dave Grohl ein Drum-Battle gegen „Tier“ aus der Muppetshow und anders als alle anderen Battles endete dieses unentschieden und nicht mit „Tier“ als Gewinner.
Auch über den „Foo Fighters“-Schlagzeuger Taylor Hawkins findet Grohl warme Worte. Ich bekomme das Gefühl einer tiefen und ehrlichen Freundschaft, für die Grohl zutiefst dankbar ist. „Bei unserem ersten Treffen war sofort eine Verbindung da und wir kamen uns mit jedem Song, mit jeder Note, die wir zusammen spielten, näher. Gemeinsam sind wir zu einem unaufhaltsamen Duo geworden, auf der Bühne und abseits davon. Immer auf der Suche nach allen Abenteuern, die wir finden können. Er ist mein Bruder einer anderen Mutter, mein bester Freund, ein Mann, für den ich eine Kugel in Kauf nehmen würde.“
Als ich das Buch 2022 lese, ist Taylor Hawkins gerade während einer Welttournee der Band verstorben. Ich beende die Lektüre mit dem Gefühl, dass Dave Grohl gerade zum zweiten Mal in seinem Leben seinen besten Freund verloren hat.
Die Konzerte
Ebenso wie Bruce Springsteen sind die Foo Fighters für ihre langen Konzerte ohne Zugaben bekannt. Sie kommen einfach auf die Bühne und spielen ca. 3 Stunden ihre energiegeladene Show, bis sie - laut Dave Grohl - einfach nicht mehr können. Als ich die Foo Fighters zusammen mit meinem Papa 2015 sehe, bin ich schier überfahren von der Energie und der Leidenschaft, mit der sie den Auftritt absolvieren. Zudem hat ein Fan im Publikum ein von ihm gemaltes Portrait von Dave Grohl dabei. Er wird auf die Bühne geholt, Dave Grohl bedankt sich überschwänglich, was nicht nur dem auserwählten Fan, sondern auch einigen Zuschauern (mich eingeschlossen) die Tränen in die Augen treibt, unterschreibt das Bild und entlässt den Fan wieder ins Publikum - wirklich herzerwärmend.
Dave Grohl gilt übrigens als einer der nettesten Rockstars im Musikgeschäft. Dazu gehören nicht nur Anekdoten wie die, dass er einmal bei einem Konzert während des zweiten Songs von der Bühne fiel, sich das Wadenbein brach und anstatt das Konzert abzubrechen, sich nur schnell im Krankenhaus um die Ecke das Bein provisorisch gipsen ließ, um dann das Konzert im Sitzen zu Ende zu spielen.
Auch bei einem Konzert in Hamburg zeigte er sich von seiner netten Seite, indem er beim Auftritt ankündigte, alle Fans am darauf folgenden Montag ins Weinhaus Gröhl einzuladen. Diejenigen, die ihm beim Wort nahmen und dort auftauchten, wurden positiv überrascht, denn tatsächlich traf auch Dave Grohl dort ein und übernahm die Rechnung. Auch Musikerkollegen schwärmen regelmäßig von Dave Grohl, unter anderem auch Sir Elton John, der einmal sagte: „Who doesn't love Dave Grohl?“
Das Buch
- Grohl, Dave: Der Storyteller: Geschichten aus dem Leben und der Musik. Deutsch von Dieter Fuchs. Ullstein, 2021.
Die Musik
- Nirvana - Smells Like Teen Spirit: https://www.youtube.com/watch?v=hTWKbfoikeg&list=RDhTWKbfoikeg&start_radio=1
- Nirvana - Come As You Are: https://www.youtube.com/watch?v=vabnZ9-ex7o&list=RDvabnZ9-ex7o&start_radio=1
- Them Crooked Vultures - No One Loves Me and Neither Do I: https://www.youtube.com/watch?v=oMLHqAUyhEk&list=RDoMLHqAUyhEk&start_radio=1
- Foo Fighters - The Pretender: https://www.youtube.com/watch?v=SBjQ9tuuTJQ&list=RDSBjQ9tuuTJQ&start_radio=1
- Foo Fighters - My Hero: https://www.youtube.com/watch?v=EqWRaAF6_WY&list=RDEqWRaAF6_WY&start_radio=1
- Foo Fighters - Best Of You: https://www.youtube.com/watch?v=h_L4Rixya64&list=RDh_L4Rixya64&start_radio=1
Michelle Szellas
03.07.2025, aktualisiert am 04.07.2025
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