Michelle Szellas setzt die Rezensionsreihe in der Bücher-Ecke von Lektorat Unker fort mit ihren Eindrücken von Victor Dixons „Vampyria“-Fantasy-Trilogie.

Ein blutrünstiger Mix aus französischem Mittelalter und 2015

Der Auftakt zur Vampyria-Trilogie „Vampyria – Der Hof der Finsternis“ begleitet das sterbliche Mädchen Jeanne auf dem Weg zum Hof von Ludwig dem Unwandelbaren, der seit über dreihundert Jahren über Frankreich in Versailles regiert.

Jeanne ist sich sicher, dass sie sterben wird, da Menschen nur als Blutquellen oder Diener für die obere Schicht der Vampire Verwendung finden, allerdings kommt sie als einfache Näherin nicht in Frage als Dienerin für die Oberschicht. Jeanne wird allerdings für eine Adelige gehalten, die zusammen mit anderen darum konkurrieren soll, eines Tages zum Vampir gewandelt zu werden. Dafür muss sie einige gefährliche Prüfungen bestehen und darauf achten, nicht als die, die sie eigentlich ist, enttarnt zu werden.

In diesem düsteren Buch werden historischer Roman und Vampirerzählung in einer blutigen Weise gemischt, die mich fast von Beginn an fasziniert.

Rache um jeden Preis

Jeanne ist von dem Gedanken nach Rache getrieben und hat nur eines im Sinn: den König zu stürzen. Dafür taktiert und intrigiert sie und bekommt manches Mal von unerwarteter Seite Hilfe. Denn nicht nur sie möchte die Herrschaft der Vampire beenden.

Dank des schnellen Erzähltempos, der spannenden und vielschichtigen Charaktere und des interessanten Settings flog ich nur so durch die Seiten und verschlang auch die beiden folgenden Bücher, in denen noch Piraten, abtrünnige Vampire, Zwangshochzeiten, Liebesgeschichten und Rebellen vorkommen.

Die Grausamkeit wird machmal derart detailliert beschrieben, dass es schon fast grotesk wirkt. Bei einem Bankett der Vampire wird beispielsweise die folgende Spezialität serviert: „Süßer Likör der Nonnen von Brive. Spezialität der Nonnen aus dem Hospiz von Brive-la-Gaillarde, von Diabetikern, die mit Zuckerwerk gemästet worden sind“.

Ich fieberte mit Jeanne regelrecht mit, hoffte und hielt das ein oder andere Mal den Atem an, wenn sie sich in einer augenscheinlich aussichtslosen Situation wiederfand. Auch ihre Wegbegleiter wuchsen mir ans Herz und hielten mich Seite um Seite in Atem.

Interessant fand ich auch, dass die Zeitrechnung an das Leben von Ludwig angepasst wurde, sodass wir uns im Jahr 299 befinden, was aber eigentlich dem Jahr 2015 entspricht. Im Frankreich der Trilologie herrscht weitestgehend noch das Mittelalter mit Kutschen, Scheiterhaufen und allem, was dazugehört, aber im Laufe der Bücher begegnen Jeanne auch Punks, Jeans und Kaugummi. Das bringt noch einen interessanten Twist in die ganze Geschichte.

Wann kommt der vierte Band?

Die eigentliche Frage, die Jeanne und den Leser durch alle Bücher hindurch begleitet, ist: Wem kann man vertrauen?

Ehrlich gesagt finde ich Jeanne nicht unbedingt sympathisch. Sie lügt und betrügt, hat häufig viel mehr Glück als Verstand, sie ist egoistisch und nur von ihrem Gedanken nach Rache getrieben.

Trotzdem empfinde ich diese Reihe als sehr kurzweilig und schloss das letzte Buch mit dem Gedanken: Wie bitte, das soll das Ende sein?

Ich hoffe sehr darauf, dass – obwohl es sehr unwahrscheinlich ist – doch noch ein vierter Band veröffentlicht wird, der einige offen gebliebenen Fragen beantworten kann.

Die Vampyria-Trilogie im Überblick

  • Band 1: Dixon, Victor: Vampyria – Der Hof der Finsternis (Originaltitel: Vampyria 1. La Cour des Ténèbres). Aus dem Französischen übersetzt von Bernd Stratthaus. Blanvalet, 2023.
  • Band 2: Dixon, Victor: Vampyria – Der Hof der Wunder (Originaltitel: Vampyria 2. La Cour des Miracles) . Aus dem Französischen übersetzt von Bernd Stratthaus. Blanvalet, 2023.
  • Band 3: Dixon, Victor: Vampyria – Der Hof der Stürme (Originaltitel: Vampyria 3. La Cour des Ouragans). Aus dem Französischen übersetzt von Bernd Stratthaus. Blanvalet, 2023.

Michelle Szellas
20.03.2025, aktualisiert am 08.04.2025

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