Wie halte ich eine Rede wirksam?
Der ausgearbeitete Redetext ist die halbe Miete. Doch auch die Präsentation ist entscheidend. Deshalb sollte sich der Redner im Voraus Gedanken darüber machen. In diesem Artikel haben unsere Rhetoriker und Redenschreiber die wichtigsten Präsentationstipps für Sie zusammengetragen.
Zunächst ist es wichtig, dass Sie sich bewusst für oder gegen die Nutzung eines Manuskripts entscheiden. Für die Verwendung eines Manuskripts oder einer Stichpunktliste spricht die Entspanntheit, die Sie dank einer solchen Gedächtnisstütze erlangen. Sie müssen sich nicht mehr auf das Gesagte konzentrieren, sondern können die ganze Energie und Aufmerksamkeit in das Wie Ihrer Rede investieren: Intonation, Gestik, Mimik usw.
Ihre Rede kann in diesem Fall auch etwas ausgefeilter sein. Schließlich muss nicht Ihr Gedächtnis, sondern lediglich ein Blatt Papier dafür herhalten. Gefährlich wird es nur, wenn Sie sich zu stark an das Manuskript klammern. Die Rede klingt dann schnell abgelesen, uninspiriert und vor allem wenig inspirierend.
Der geübte Redner
Geübte Redner sollten möglichst ohne Manuskript sprechen. Sie haben die Hände frei zum Gestikulieren und können Blickkontakt zum Publikum aufnehmen. Zudem wirkt die Rede lockerer und authentischer. Der Redner wird darüber hinaus als besonders kompetent wahrgenommen.
Natürlich gilt dies nur, wenn die Rede nicht zu lang und die Struktur nicht zu kompliziert ist. Besteht die Gefahr, das Ziel zu verfehlen, wenn der Redner nur einen kleinen Aspekt vergisst, sollte sich der Vortragende zumindest die wichtigsten Stichpunkte auf einem Zettel notieren. Dazu gehört auch der genaue Wortlaut von Zitaten und Sprichwörtern.
Der unerfahrene Redner
Ungeübten Rednern gibt ein Manuskript Sicherheit. Allerdings ist bei ihnen die Gefahr besonders hoch, dass sie sich zu sehr dem Manuskript zuwenden und damit das Publikum aus dem Blick verlieren. Auch das Vortragen und gleichzeitige Gestikulieren wird durch das Manuskript besonders bei unerfahrenen Rednern erschwert. Zudem kann das Manuskript dazu führen, dass der Redner seinen Text gedanklich nicht mehr mitgeht. Dann wirkt die Rede schnell abgelesen.
Es lohnt sich daher auch für ungeübte Redner, es ohne Manuskript zu versuchen, besonders dann, wenn die Rede recht kurz ist. Wer das Reden ohne Manuskript probieren möchte, kann sich aber einen kleinen Zettel mit Stichpunkten machen. Zudem kann der ungeübte Redner das Manuskript in Greifweite positionieren und es im Notfall zur Hilfe nehmen.
Präsentieren üben
Besonders unerfahrene Redner sollten ihre Rede einstudieren. Je öfter sie den Text durchgegangen sind, desto geringer ist die Gefahr, beim Vortragen den Faden zu verlieren. Auch sollte sich der Redner überlegen, an welchen Stellen er Blickkontakt zum Publikum aufnimmt, welche Sätze er mit einem bestimmten Gesichtsausdruck oder einer Geste unterstreichen und an welchen Stellen er Pausen machen möchte.
Eine besondere Hilfe kann es sein, die Rede vor anderen Menschen, etwa Freunden oder Familienmitgliedern, vorzutragen. Auf diese Weise erhält der Redner auch erste Reaktionen und ist am Tag der Rede nicht überrascht, wenn beispielsweise an bestimmten Stellen gelacht oder getuschelt wird.
Das Manuskript
Wer ein Manuskript ausarbeitet, sollte einige Punkte beachten:
- leserlich schreiben, am besten per Computer oder Schreibmaschine,
- Manuskriptseiten nur einseitig beschreiben,
- Manuskriptseiten nummerieren,
- Schrift in angenehmer Größe wählen,
- einen angenehmen Zeilenabstand wählen
- großzügig Absätze einbauen,
- ggf. Wichtiges fett schreiben oder markieren.
Der Redner sollte sein Manuskript auf jeden Fall früh genug vorliegen haben, um mit diesem üben zu können. Am besten versucht er, die Redesituation nachzustellen. Wird er beispielsweise von einem Pult ablesen, sollte er das Manuskript in Höhe des Pults positionieren. Auf diese Weise kann er prüfen, ob er die Schriftgröße und den Zeilenabstand passend gewählt hat.
Rhetorische Grundregeln
‚Das große Handbuch Bewerbung‘ gibt Tipps zum persönlichen Überzeugen in einem Bewerbungsgespräch (vgl. Duden 2016, S. 573 ff.). Einige der darin angeführten Grundregeln erfolgreicher Rhetorik können Sie auch für das Präsentieren Ihrer Rede nutzen:
- Bleiben Sie in Ihrer Rede bei der Wahrheit. Das wirkt authentisch, auch weil Sie das Gesagte ganz automatisch mit einer natürlichen Mimik und Gestik unterstreichen.
- Reden Sie lieber weniger als mehr. Bringen Sie Ihre Botschaft auf den Punkt. Die Zuhörer honorieren das.
- Zeigen Sie Emotionen. Das wird sich auch auf Ihre Sprache auswirken. Das Gesagte wirkt authentischer und sympathischer.
Rhetorische Taktiken
Der Duden listet ein ganzes Dutzend rhetorischer Taktiken auf, die Ihnen helfen können, Ihr Redeziel zu erreichen (vgl. Duden 2011, S. 63 f.). Darunter sind Taktiken, die darauf abzielen, den Zuhörer anzugreifen. Diese haben zum Beispiel für politisch orientierte Reden einen Mehrwert. Reden in anderen Bereichen profitieren besonders durch folgende Taktiken:
- Umarmungstaktik: Der Angesprochene oder ein Teil des Publikums wird mit guten Worten sinnbildlich umarmt. „Besonders danken möchte ich den Organisatoren für die hervorragende Vorbereitung dieses Events.“
- Nimbustaktik: Der Redner punktet mit dem Einbringen von angesehenen Persönlichkeiten.
„Selbst der Ministerpräsident hat mir dies in einem Gespräch gestern Abend bestätigt.“ - Autoritätentaktik: Der Redner führt als Nachweis die Meinung eines Experten an.
„Das können Sie auch in der Studie des gerade gekürten Nobelpreisträgers nachlesen.“
Stimme und Betonung
Von Bedeutung beim Vortragen sind besonders die Stimme und die Betonung. In der folgenden Tabelle fassen wir die wichtigsten Tipps hierzu zusammen:
Stimme | Tipp |
---|---|
Lautstärke | Alle müssen den Redner gut verstehen, aber es darf keinem zu laut sein. |
Stimmlage | Unsere Stimme erhöht sich oft in Stresssituationen. Zu hohe Stimmen werden generell als unangenehmer empfunden als zu tiefe. Achten Sie darauf und sprechen Sie daher lieber etwas zu tief als zu hoch. Versuchen Sie aber trotzdem natürlich zu bleiben. |
Geschwindigkeit | Die meisten Menschen sprechen in Vortragssituationen zu schnell. Zudem täuscht das Gefühl. Empfinden wir die Geschwindigkeit als angemessen, ist sie noch ein bisschen zu hoch. Sprechen Sie also noch etwas langsamer, auch wenn sie es selbst als etwas unangenehm empfinden. |
Dynamik | Monotones Sprechen langweilt den Zuhörer, hektisches Reden strengt ihn an. Versuchen Sie daher, eine angenehme Dynamik in die Stimme zu legen. Hilfreich dafür ist der Redetext selbst. Variieren Sie zum Beispiel die Satzlängen, kommt die Dynamik ganz von selbst. |
Mimik und Gestik
„Durch eine entsprechende – nicht übertriebene! – Gestik lässt sich die Wirkung einer jeden Rede steigern“, schreibt Duden (Duden 2011, S. 66). Sie dürfen also gerne beim Sprechen Ihre Hände benutzen. Das wirkt authentisch und signalisiert den Zuhörern, dass sie ganz bei der Sache sind.
Auch Ihre Mimik sollten Sie nicht vergessen. Vor allem die Augen sind wichtig. Halten Sie Blickkontakt zu Ihrem Publikum. Das wirkt nicht nur sympathisch, sondern Sie nehmen auch wahr, wie das Gesagte aufgenommen wird. Falls Sie die Reaktionen des Publikums zum Beispiel aus Bedenken vor Verunsicherung nicht sehen möchten, suchen Sie sich gezielt drei Personen aus dem Publikum heraus, die Ihnen sympathisch sind. Diese können Sie immer wieder fixieren. Am besten wählen Sie eine Person, die rechts, eine die links und eine weitere die gerade vor Ihnen steht oder sitzt.
Reden von professionellen Speechwritern
Unsere erfahrenen Redenschreiber wissen, worauf es bei einer guten Rede ankommt. Wir können Ihnen selbstverständlich eine wirksame Rede schreiben, Sie aber auch bei der Erstellung nur beratend unterstützen.
Sie benötigen Hilfe bei der Präsentationsvorbereitung? Dann legen wir Ihnen ein Coaching ans Herz, das Ihre Rhetorik schult und Lampenfieber vorbeugt. Sprechen Sie uns einfach an. Wir beraten Sie gern und ganz individuell.
Quellenangaben
Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Das große Handbuch Bewerbung. Schritt für Schritt zum beruflichen Erfolg. 2. aktualisierte und überarbeitete Auflage. Berlin 2016.
Dudenredaktion (Hrsg.): Duden. Rhetorik. Mannheim 2011.
zuletzt aktualisiert: 19.12.2018