Der Lektoren-Ausbilder Evgenij Unker hat bereits 550 freiberufliche Lektoren ausgebildet und beantwortet die häufigsten Fragen zum Thema „Lektor werden“:
- Muss ich dafür studieren?
- Muss es das Germanistik- oder Literatur-Studium sein?
Spoiler: Weder das eine noch das eine.
(Das Bild wurde mit ChatGPT erstellt.)
Vorurteile und Halbwissen
Mich erreichen manchmal E-Mails und Kommentare der folgenden Art:
Ein Germanistik-Studium ist doch Voraussetzung für das Lektorieren. Sonst würde ich meinen Text einem Lektor gar nicht anvertrauen.
Fürs Lektorieren für Verlage braucht man ein Studium (Germanistik, Literaturwissenschaft etc.).
Germanistik, Sprachwissenschaft oder Literatur?
Ich habe selbst Germanistik studiert und mit einem Master of Arts abgeschlossen.
Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft waren gleichberechtigte Bestandteile meines Studiums.
Rechtschreibung, Freiberuflichkeit, praktische Textarbeit waren es nicht.
Freier Lektor bin ich bereits seit fast fünfzehn Jahren.
Alles, was ich kann und täglich anwende, habe ich durch die tägliche praktische Arbeit an Kundentexten gelernt. Nicht im Studium.
Ich kann dir also aus eigener Erfahrung versichern:
Ein Germanistik-Studium brauchst du fürs Lektorieren nicht.
Erwarten die Kunden von dir als Lektor ein Studium?
In all den Jahren meiner Selbständigkeit wurde ich vielleicht insgesamt zwei oder drei Mal nach meinem Abschluss gefragt.
Es ist gut möglich, dass ich den einen oder anderen Auftrag ohne den Master nicht bekommen hätte.
Dies waren behördliche Ausschreibungen und Gutachten für Gerichte. Natürlich stellen diese Kunden einige formelle Ansprüche an den Dienstleister.
Aber was soll’s: Hätte ich diese Aufträge mangels Abschluss nicht bekommen, hätte ich eben in der Zeit an anderen Projekten gearbeitet.
Über einen so langen Zeitraum spielt es überhaupt keine Rolle, ob und welchen Abschluss du hast.
Du findest genau die richtigen Kunden zur richtigen Zeit.
Der Nachteil der Festanstellung
In der Tat gibt es Verlage und Projekte, bei denen ein Studium gefordert ist. Oft ist dies bei Festanstellungen der Fall.
Ein Arbeitgeber trägt bei Einstellung von festen Mitarbeitern ein hohes Risiko und versucht, es durch möglichst viele strenge Kriterien zu reduzieren.
Stellt ein Arbeitgeber die falsche Fachkraft ein, kostet es ihn oft gleich 30.000 oder 50.000 Euro. Eine gewisse Vorsicht ist also ratsam.
Doch es gibt auch andere Verlage und Projekte, bei denen ein Studium nicht gefragt ist.
Und vor allem gibt es noch viel mehr freiberufliche Projekte als Stellenausschreibungen für eine Festanstellung, an denen du unkompliziert und unbürokratisch ganz ohne Anstellung arbeiten kannst.
Bei einer Freiberuflichkeit ist das Risiko für dich und deine Kunden geringer – die Kunden riskieren, wenn überhaupt, vielleicht nur ein paar hundert Euro.
Die Kunden sind also auch offener für eine Zusammenarbeit auf Probe. Darin liegt deine Chance, deine Kompetenz nachzuweisen.
Der große Vorteil der Freiberuflichkeit
Lektor ist ein ungeschützter Beruf. Jeder darf lektorieren und jeder darf sich ganz offiziell Lektor nennen.
Nicht einmal das Abitur oder überhaupt einen Schulabschluss brauchst du dafür.
Wenn du also deine Sache gut machst, deine Kunden zufrieden sind und dich dafür bezahlen, hast du alles richtig gemacht.
Dann hast du gute Referenzen, gute Bewertungen und kannst damit noch mehr Kunden gewinnen.
Der Vorteil der Freiberuflichkeit ist ja gerade der, dass du sehr flexibel bist und immer was Passendes findest.
Du kannst für Verlage, Selfpublisher, Studenten, Behörden, Rentner, Kleingewerbetreibende, Blogger etc. arbeiten. Nicht alle haben dieselben Ansprüche und dieselben Erwartungen.
Ist nicht doch irgendein Studium Voraussetzung?
Selbst wenn ein Studium für ein Projekt oder eine Stelle gefordert ist, ist es nicht immer ein literatur- oder sprachwissenschaftliches Studium wie etwa Germanistik, Anglistik, Romanistik etc.
Es gibt Fachverlage, für die etwa ein Medizinstudium wichtiger ist. Das ist ja auch logisch: Ein übersehener Tippfehler ist selten lebensgefährlich. Ein fachmedizinischer Fehler schon.
Es ist also ein großes Plus, wenn du Fachwissen und Berufserfahrung aus einem anderen als literarischen oder sprachlichen Bereich mitbringst: Naturwissenschaft, Technik, Medizin, Informatik, Mathematik etc.
Damit hast du einen riesengroßen Vorteil im Vergleich zu den klassischen Germanisten-Lektoren, die im schlimmsten Fall nur Mittelhochdeutsch aus dem Jahr 1300 im Studium gelernt haben.
Fazit – worauf es wirklich ankommt
Einen formellen Abschluss brauchst du als freier Lektor also nicht.
Es ist keine juristische Voraussetzung und du lernst in keinem einzigen Studium das Lektorieren.
Nicht einmal im Germanistik-Studium ist praktische Textarbeit auch nur annähernd Thema.
Trotzdem willst du gute Arbeit leisten und damit auch finanziell erfolgreich sein.
Beides lernst du in meinen Online-Ausbildungen zum Lektor.
So sparst du dir viele unnötige Fehler und verdienst schneller und mehr Geld mit deiner Textarbeit.
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Evgenij Unker
07.02.2025